Ölwechselintervalle im Check-Control

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niklas
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Ölwechselintervalle im Check-Control

Beitrag von niklas » So 26. Mai 2019, 18:57

Bei der Suche nach einem schönen Zetti ist mir aufgefallen, dass - insbesondere bei geringerer Laufleistung - das Motoröl oft nicht nach 10.000 km oder spätestens einem Jahr gewechselt wird, sondern nach der Ölserviceanzeige im Check-Control. Dabei kommt dann oft irgendwas in Richtung eines zwei- bis vierjährigen Wechselintervalls raus, was mich erstmal abschreckt. Soweit ich weiß, fließen in die Berechnung des Zeitpunkts für den Ölwechsel verschiedene Parameter wie z. B. die zurückgelegte Distanz, Betriebsstunden und Zeit rein. (Wenn ich mich richtig erinnere steht aber in der Bedienanleitung was vom jährlichen Wechselintervall?!)
Auf der anderen Seite denke ich mir, dass die Ingenieure von BMW, die ja in ~ 95 % aller Motorteile tolle Arbeit geleistet haben, sich bei der dynamischen Berechnung der Wechselintervalle irgendwas gedacht haben müssen.
Wisst ihr da mehr drüber oder hat jemand schon Langzeiterfahrungen mit den berechneten Wechselintervallen gemacht?
Hier im Forum gibts schon einen Eintrag von 2010, der in die Richtung geht... aber seit dem sind ja noch knapp 10 Jahre Erfahrung dazu gekommen. :08:

Holger_ZZZ
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Re: Ölwechselintervalle im Check-Control

Beitrag von Holger_ZZZ » Mi 29. Mai 2019, 01:37

Ich halte gar nichts von den CBS (Condition Based Service) in puncto Öl.
Bei täglicher Nutzung würde ich 1x/Jahr oder alle 15-20tkm wechseln. Gerade bei neueren Fahrzeugen (etwa ab 2000). Obwohl gerade die damit beworben werden, dass Longlife Öle verwendet werden und die Intervalle ausgedehnt werden können. Ich sehe das Problem darin, dass selbst die heutigen Systeme nicht in der Lage sind, die Beanspruchung tatsächlich zu erfassen.
30tkm eines Außenhandelsvertreters sind nicht die gleichen 30tkm wie die der/des typischen Zweitwagennutzers (Kinder zur Schule, Einkauf, Sport...). Das ist den Entwicklern auch klar, aber ich finde es wird nicht korrekt abgebildet oder erfasst. Oder es wird den Ölen schlicht zu viel zugemutet. Ein 5w30 verschleißt genauso wie ein 5w40, es hat nach unten aber nicht mehr so viel Reserve. Wenn es dann noch viel Kraftstoffeintrag gibt durch Kurzstrecke, sind 20tkm viel - zu viel. Das erklärt m.E. die relativ hohe Aufallrate heutiger Aggregate. Ironischerweise müssten vom technischen Standpunkt her gerade die heutigen hochgezüchteten, Downsizing Motoren nach festem Intervall gewechselt werden. Es gibt auch Hersteller die das wieder so machen (Renault und Nissan - 1x/Jahr oder alle 20tkm!!!). Die alten Motoren wie M40, M50, M52 sind unempfindlicher.

Das größte Problem ist heute wohl der Kraftstoffeintrag. Der kann/wird nicht gemessen, müsste also pauschal veranschlagt werden z.B. abhängig von Fahrtzeit bzw Betriebszeit und Kühlmittel-/Motortemperatur. Das wird nach meinen Kenntnissen aber nicht getan. Somit haben wir in der Rechnung der CBS eine Unbekannte X, die einfach ignoriert wird. 20tkm Kurzstrecke mit Betriebszeiten <10min und dann wieder abstellen, sind nicht nur mechanisch eine Qual sondern auch chemisch für das Öl. Die alkalische Reserve wird schnell verbraucht, Spriteintrag senkt die Viskosität (aus einem 5w30 wird ein 0w20 z.B.), das "Ölvolumen" steigt -> Probleme mit Kurbelgehäusedruck und Entlüftung -> Laderschäden...usw. Die CBS berücksichtigt zwar die Anzahl der Motorstarts, aber sie werden meines Wissens nicht gewichtet. Hier müsste man ansetzen und ab dem 200. Start (z.B.) einen Gewichtungsfaktor einführen für die weiteren Starts, somit könnte man dem Kurzstreckenverkehr Rechnung tragen, würden dann noch Betriebszeit und Betriebtemperatur einfließen, könnte man die Unbekannte X tatsächlich ignorieren.

Im Saisonbetrieb kommt es natürlich auch auf die Nutzung an, wird nur oder viel Kurzstrecke gefahren, würde ich jährlich wechseln. Werden Ausfahrten und Touren gemacht und die Laufleistung pro Saison liegt bei ca. 5000km, würde ich alle 2 Jahre wechseln. Wird der Z3 täglich und ganzjährig bewegt, würde ich auch 1x pro Jahr wechseln. Um also auf die Frage zu antworten: ich würde nach zeitlichem Intervall vorgehen (s.o.) - nicht nach Laufleistung (es sei denn du fährst mehr als 20tkm pro Jahr im Z3) und nicht nach Anzeige / CBS.
Aber das ist bloß meine Meinung, in der Hinsicht handelt natürlich jeder auf eigene Verantwortung.

Man kann m.E. aber auch nicht sagen, dass es schlecht oder schädlich ist, wenn der letzte Ölwechsel 2 Jahre her ist. Das macht dem Öl keine Probleme sofern nicht dermaßen mit Kraftstoff (->Kurzstrecke) oder Kühlmittel (->Defekt) verdünnt. Ich würde sogar fast sagen, dass ein drittes Jahr problemlos ginge (wie Du ja selbst berichtet hast wurden die Intervalle teils auf vier Jahre gedehnt), persönlich würde ich aber auch nach 2 Jahren wechseln. So was muss also nicht abschrecken, zwei Jahre finde ich noch absolut im Rahmen.

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Re: Ölwechselintervalle im Check-Control

Beitrag von Gixxerin » Mi 29. Mai 2019, 07:18

Hier wurde alles sehr gut aufgezeigt. Die meisten von uns wechseln jährlich oder nach ca. 15.000 km.

Da aber viele Zettis hier natürlich gebraucht gekauft wurden, waren die Wechselintervalle auch oft sehr unterschiedlich. Nach dem Kauf wurde frisch gewechselt und ich denke bis jetzt ist da keiner von explodiert :08:

Sollte also kein KO-Kriterium bei einem Kauf sein.


Greetzzz Gabi
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Re: Ölwechselintervalle im Check-Control

Beitrag von niklas » Do 30. Mai 2019, 17:56

Holger_ZZZ hat geschrieben:
Mi 29. Mai 2019, 01:37
Ich halte gar nichts von den CBS (Condition Based Service) in puncto Öl.
Bei täglicher Nutzung würde ich 1x/Jahr oder alle 15-20tkm wechseln. Gerade bei neueren Fahrzeugen (etwa ab 2000). Obwohl gerade die damit beworben werden, dass Longlife Öle verwendet werden und die Intervalle ausgedehnt werden können. Ich sehe das Problem darin, dass selbst die heutigen Systeme nicht in der Lage sind, die Beanspruchung tatsächlich zu erfassen.
30tkm eines Außenhandelsvertreters sind nicht die gleichen 30tkm wie die der/des typischen Zweitwagennutzers (Kinder zur Schule, Einkauf, Sport...). Das ist den Entwicklern auch klar, aber ich finde es wird nicht korrekt abgebildet oder erfasst. Oder es wird den Ölen schlicht zu viel zugemutet. Ein 5w30 verschleißt genauso wie ein 5w40, es hat nach unten aber nicht mehr so viel Reserve. Wenn es dann noch viel Kraftstoffeintrag gibt durch Kurzstrecke, sind 20tkm viel - zu viel. Das erklärt m.E. die relativ hohe Aufallrate heutiger Aggregate. Ironischerweise müssten vom technischen Standpunkt her gerade die heutigen hochgezüchteten, Downsizing Motoren nach festem Intervall gewechselt werden. Es gibt auch Hersteller die das wieder so machen (Renault und Nissan - 1x/Jahr oder alle 20tkm!!!). Die alten Motoren wie M40, M50, M52 sind unempfindlicher.

Das größte Problem ist heute wohl der Kraftstoffeintrag. Der kann/wird nicht gemessen, müsste also pauschal veranschlagt werden z.B. abhängig von Fahrtzeit bzw Betriebszeit und Kühlmittel-/Motortemperatur. Das wird nach meinen Kenntnissen aber nicht getan. Somit haben wir in der Rechnung der CBS eine Unbekannte X, die einfach ignoriert wird. 20tkm Kurzstrecke mit Betriebszeiten <10min und dann wieder abstellen, sind nicht nur mechanisch eine Qual sondern auch chemisch für das Öl. Die alkalische Reserve wird schnell verbraucht, Spriteintrag senkt die Viskosität (aus einem 5w30 wird ein 0w20 z.B.), das "Ölvolumen" steigt -> Probleme mit Kurbelgehäusedruck und Entlüftung -> Laderschäden...usw. Die CBS berücksichtigt zwar die Anzahl der Motorstarts, aber sie werden meines Wissens nicht gewichtet. Hier müsste man ansetzen und ab dem 200. Start (z.B.) einen Gewichtungsfaktor einführen für die weiteren Starts, somit könnte man dem Kurzstreckenverkehr Rechnung tragen, würden dann noch Betriebszeit und Betriebtemperatur einfließen, könnte man die Unbekannte X tatsächlich ignorieren.

Im Saisonbetrieb kommt es natürlich auch auf die Nutzung an, wird nur oder viel Kurzstrecke gefahren, würde ich jährlich wechseln. Werden Ausfahrten und Touren gemacht und die Laufleistung pro Saison liegt bei ca. 5000km, würde ich alle 2 Jahre wechseln. Wird der Z3 täglich und ganzjährig bewegt, würde ich auch 1x pro Jahr wechseln. Um also auf die Frage zu antworten: ich würde nach zeitlichem Intervall vorgehen (s.o.) - nicht nach Laufleistung (es sei denn du fährst mehr als 20tkm pro Jahr im Z3) und nicht nach Anzeige / CBS.
Aber das ist bloß meine Meinung, in der Hinsicht handelt natürlich jeder auf eigene Verantwortung.

Man kann m.E. aber auch nicht sagen, dass es schlecht oder schädlich ist, wenn der letzte Ölwechsel 2 Jahre her ist. Das macht dem Öl keine Probleme sofern nicht dermaßen mit Kraftstoff (->Kurzstrecke) oder Kühlmittel (->Defekt) verdünnt. Ich würde sogar fast sagen, dass ein drittes Jahr problemlos ginge (wie Du ja selbst berichtet hast wurden die Intervalle teils auf vier Jahre gedehnt), persönlich würde ich aber auch nach 2 Jahren wechseln. So was muss also nicht abschrecken, zwei Jahre finde ich noch absolut im Rahmen.
Danke (!) für die lange und vor allem sehr fundierte Antwort auf meine Frage. Ich finde den Ansatz eine dynamische Ölservicewarnung darzustellen an sich sehr schick, aber - wie du schon sagst - gibt es dort viele Unbekannte, die das ganze doch eher eine (ggf. schlechte) Abschätzung werden lassen als eine präzise Zeitpunktanzeige.
Ich bin beim Motor generell vorsichtig, weil ich immer (etwas paranoid) das Schreckgespenst des Lagerschadens vor mir sehe.
Meine Überlegung hinter meiner Frage war, ob es entweder besser ist einen Zetti mit viel Laufleistung und eher kurzen Ölwechselintervallen zu holen oder einen mit geringer Laufleistung und ggf. lang gestreckten Intervallen. Aber wahrscheinlich ist das eine Frage, die sich nur schwer beantworten lässt und ich ggf. eher nach Allgemeinzustand und Bauchgefühl entscheiden muss.
Vielleicht sollte ich mir da auch keine all zu großen Gedanken drüber machen, weil - wie Gabi richtig gesagt hat - noch keiner „explodiert“ ist und die M5x-Motoren ja allgemein als sehr zuverlässig gelten. Was ich hier im Forum gelesen habe, lässt auch darauf schließen, insbesondere da ihr ja wahrscheinlich fast alle unter gleichen Vorraussetzungen eure Zettis gekauft habt.

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